Alvar Aalto ZentrumDeutschland e.V.
Wolfsburg
Alvar Aalto Kulturhaus

Alvar-Aalto-Kulturhaus

ehemals Kulturzentrum
Porschestraße 51
1958-1962

 

Genau terminiert zum 20-jährigen Jubiläum der Stadt, am 1. Juli 1958, erfolgte in einer feierlichen Ratssitzung der Beschluss, Alvar Aalto mit der Planung und Baudurchführung eines Kulturzentrums zu beauftragen. Unangefochten erhielt Aalto den Auftrag, der alternative Entwurf von Paul Baumgarten vermochte in seiner reservierten funktionalistischen Kühle nicht die emotionalen Erwartungen zu erfüllen, die mit dieser identitätsstiftenden Bauaufgabe für die junge Stadt verbunden waren. Uneingeschränkt war auch das Vertrauen von Politik und Verwaltung, aus dem Aalto in den folgenden vier Jahren schöpfen konnte. Den vergleichsweise geringfügigen Überarbeitungen des Entwurfskonzeptes, die sich aus der Feinabstimmung der zukünftigen Nutzungen ergaben, stand die vorbehaltlose Bereitschaft gegenüber, mehrmals Budget und Zeitrahmen zu erweitern, um Aalto die Umsetzung seines Projekts zu einer Vollkommenheit zu ermöglichen, 'in dem das Praktische und Funktionelle sich mit dem phantasievoll Künstlerischen sicher die Waage halten und symbolhaft vom schöpferischen Willen der Stadt zeugen', wie die Festschrift zur Einweihung resümierte.

Ausgestattet mit einem souveränen Quantum ideeller und architektonischer Kraft nahm das Kulturzentrum 1962 seinen Betrieb auf und traf genau den Nerv der Zeit. Die drei Kultureinrichtungen Bibliothek, Volkshochschule und Jugendzentrum agierten unter einem gemeinsamen Dach, in einem ausbalancierten Gleichgewicht mit gegenseitiger Anregung. Aalto war es gelungen, jeder Einrichtung ihre spezielle räumliche Ausprägung und Atmosphäre zu geben, sie aber gleichzeitig als Teil eines Ganzen in einem luftig geordneten Gesamtorganismus verschmelzen zu lassen. In seinen äußeren Konturen reagiert das Gebäude auf die unterschiedlichen städtebaulichen Randbedingungen. Den dominanten 'Kopf' setzen das polygonale Hauptfoyer zum Rathausplatz im Norden und die aufgeständerten, fächerförmig verstaffelten Hörsäle des Obergeschosses. Die westliche Flanke zur Porschestraße bildet eine lineare Ladenzeile mit Kolonnade unter einem dezenten Riegel aus Verwaltungsräumen, die Südseite sollte mit dem herausgeschobenen Hof der Kinderbibliothek den Übergang zum Landschaftsraum des Klieversbergs thematisieren. Die Dachlandschaft ist als fünfte Fassade aufgefasst, ihr räumliches Zentrum im Obergeschoss formt die dreiseitig umschlossene Terrasse mit einem angegliederten Raum um eine Feuerstelle, der durch aufschiebbare Dach- und Fassadenelemente zu einem weiteren Außenraum werden kann.

Das Konzept der kompakten Funktionsmischung unter einem Dach erweist bis heute seine Leistungsfähigkeit. Von den drei ursprünglichen Nutzungen ist nur mehr die Bibliothek im Gebäude verblieben, sie hat sich unter anderem Teile des ehemaligen Jugendzentrums einverleibt sowie zwei kleine Wohnungen im Obergeschoss für Verwaltungsräume. Die Hörsäle werden für Veranstaltungen genutzt, Geschäftsbereiche der Stadt Wolfsburg sind im Hause ansässig. Im Rahmen einer Neuorientierung ist 2001 ein Bistro im Südfoyer eingerichtet worden. Zudem sollen der stetig expandierenden Bibliothek eine Perspektive für die mittelfristige Weiterentwicklung im Gebäude geboten werden.